Ein faires Punktesystem für die Kitaplatzvergabe.

Dieses Punktesystem bildet die Grundlage der Wartelistenlogik auf kitaatlas.de
Transparent, fair und bedarfsgerecht

Warum brauchen wir ein neues System?

Die Priorisierung von Bewerbern ist sowohl für Familien als auch für die Verwaltung eine große Herausforderung.

Es brauchte einen neuen Ansatz, der Klarheit schafft, den Aufwand reduziert und zugleich transparent, nachvollziehbar und fair ist.

Das Ergebnis ist ein Prioritäts-Punktesystem, das mathematisch präzise, pädagogisch durchdacht, sozial gerecht und rechtssicher ist.

Statt Zufall oder reiner Reihenfolge entscheiden nachvollziehbare Kriterien über die Platzvergabe. So erhält jedes Kind eine faire Chance – basierend auf seinen individuellen Umständen und Bedürfnissen.

Die 7 Bewertungskriterien im Detail

  1. Bleiber (+1.000 Punkte)

    Was zählt:

    • Kind ist bereits in derselben Kita (z.B. Wechsel von Krippe zu Elementarbereich)

    Warum so viele Punkte:

    Bindungsschutz: Kinder, die bereits eine Beziehung zu ihrer Kita aufgebaut haben, dürfen niemals von externen Bewerbern verdrängt werden

    Entwicklungspsychologisch fundiert: Ein Kita-Wechsel bedeutet Stress, Verlust von Bezugspersonen und Rückschritte in der Entwicklung

    Bestandsschutz: Mit 1.000 Punkten liegen Bleiber immer über allen externen Bewerbungen

    Für Eltern bedeutet das:

    Wenn Ihr Kind bereits einen Krippenplatz hat, ist der Übergang in den Elementarbereich garantiert.

  2. Härtefall (+500 Punkte)

    Was zählt (objektive Kriterien):

    • Kindeswohlgefährdung (Gewaltschutz, Obdachlosigkeit)

    • Medizinische Notwendigkeit (ärztliches Attest erforderlich)

    • Drohende Kündigung wegen fehlender Kinderbetreuung

    Warum 500 Punkte:

    Echte Notfälle müssen absolute Priorität haben

    Immer über allen normalen Bewerbungen, aber unter Bleibern

    "Soziale Gerechtigkeit:" Das System muss die schwächsten Familien schützen

    Transparenz:

    Härtefälle werden durch objektive Nachweise geprüft (ärztliche Atteste, Bescheinigungen vom Jugendamt, Kündigungsandrohungen).

  3. Geschwisterkind (+100 Punkte)

    Was zählt:

    • Mindestens ein Geschwisterkind besucht bereits dieselbe Kita

    Warum 100 Punkte:

    Logistik für Familien: Eine Kita statt zwei spart Zeit und Stress

    Geschwisterbindung: Kinder profitieren davon, sich auch in der Kita zu sehen

    Faire Priorisierung: Mit 100 Punkten wird Familienbündelung stark gewichtet, ohne dass andere Faktoren bedeutungslos werden

    Beispiel:

    Eine Familie mit zwei Kindern muss nicht zu verschiedenen Kitas fahren – das spart täglich bis zu 1 Stunde Fahrzeit.

  4. Beschäftigung (0–50 Punkte)

    Grundprinzip: Der schwächere Elternteil zählt

    • Warum? Weil der Betreuungsbedarf durch denjenigen bestimmt wird, der weniger arbeitet. Wenn ein Elternteil Vollzeit arbeitet, der andere aber zuhause ist, ist der Betreuungsbedarf geringer als bei zwei Vollzeit-Arbeitenden.

    Punktelogik nach Wochenstunden:

    Beschäftigungsumfang

    Punkte

    Begründung

    8–15 h/Woche

    +10

    Geringfügige Beschäftigung, moderater Bedarf

    16–27 h/Woche

    +20

    Teilzeit, erhöhter Betreuungsbedarf

    ≥28 h/Woche

    +30

    Vollzeit, maximaler Bedarf

    Ausbildung/Studium/Umschulung

    +20

    Gleichgestellt mit Teilzeit

    Arbeitslos

    +0

    Kein arbeitsbedingter Betreuungsbedarf

    Beide Eltern berufstätig: +10 Punkte zusätzlich

    Alleinerziehend: +20 Punkte zusätzlich

    Warum ist Alleinerziehend + Vollzeit (50 Punkte) mehr als Zwei Eltern Vollzeit (40 Punkte)?

    • Alleinerziehende haben keine Vertretung bei Krankheit, Notfällen oder Schließzeiten

    • Sie tragen Erwerbs- und Erziehungsarbeit allein

    • Psychische und finanzielle Belastung ist deutlich höher

    • Soziale Gerechtigkeit: Das System muss die vulnerabelsten Familienformen stärker unterstützen

    Praktische Beispiele:

    Familiensituation

    Punkte

    Erklärung

    Alleinerziehend, Vollzeit

    +50

    30 + 20 Bonus (alleinerziehend)

    Beide Elternteile Vollzeit

    +40

    30 + 10 Bonus (beide berufstätig)

    Alleinerziehend, Studium

    +40

    20 + 20 Bonus (alleinerziehend)

    Ein Elterteil Vollzeit, einer Teilzeit

    +30

    Schwächerer zählt: 20 + 10 Bonus (beide berufstätig)

    Beide Elternteile Teilzeit

    +30

    Teilzeit 20 + 10 Bonus (beide berufstätig)

    Ein Elternteil Vollzeit, einer Arbeitslos

    +0

    0 Punkte (kein Bonus, da ein Elternteil zuhause)

    Wichtig: Selbstständige und Freiberufler geben ihre durchschnittliche Wochenarbeitszeit an (Nachweis durch Steuerbescheide).

  5. Alter des Kindes (0–200 Punkte)

    Formel: 200 × (Alter in Monaten / 72)²

    Warum ältere Kinder Vorrang haben:

    • Ein 5,5-jähriges Kind hat nur noch 6 Monate bis zum Schulstart. Ein 2-jähriges Kind hat noch 4 Jahre Zeit. Die Dringlichkeit steigt kontinuierlich mit dem Alter.

    Punkteverteilung nach Alter (Beispielergebnisse der Formel):

    Alter (in Jahren)

    Alter (in Monaten)

    Punkte

    1

    12

    6

    2

    24

    22

    3

    36

    50

    4

    48

    89

    5

    60

    139

    5,5

    66

    168

    5,9

    71

    195

    6

    72

    200 (Limit)

    Die quadratische Formel sorgt für einen kontinuierlichen, natürlichen Anstieg der Priorität. Bereits ab 4 Jahren bekommen Kinder deutlich mehr Punkte (89), nicht erst kurz vor dem 6. Geburtstag. Das entspricht der entwicklungspsychologischen Realität: Je näher die Einschulung rückt, desto wichtiger wird die Kita-Zeit für die Schulvorbereitung.

    Entwicklungspsychologisch belegt:

    • Kinder brauchen mindestens 6–12 Monate Kindergartenzeit für eine sinnvolle Schulvorbereitung

    • Soziale Kompetenzen, Gruppenfähigkeit und Selbstständigkeit entwickeln sich in dieser Zeit

    • Nach dem 6. Geburtstag (72 Monate) ist keine Kita-Aufnahme mehr möglich

  6. Wartezeit (0–100 Punkte)

    Formel: min(100, 3 × Wartemonate)

    Was zählt als Wartezeit:

    • Nicht das Anmeldedatum!

    • Gemessen wird ab dem Monat nach dem 1. Geburtstag des Kindes

    • Wartezeitende ist der Monat vor dem KItastart

    Punkteverlauf:

    Wartezeit (ab Monat nach 1. Geburtstag)

    Berechnung

    Punkte

    6 Monate

    6 x 3

    18 Punkte

    12 Monate

    12 x 3

    36 Punkte

    18 Monate

    18 x 3

    54 Punkte

    24 Monate

    24 x 3

    72 Punkte

    30 Monate

    30 x 3

    90 Punkte

    34+ Monate

    Limit 100

    100 Punkte

    Warum ab dem Monat nach dem 1. Geburtstag? In Deutschland hat jedes Kind ab dem vollendeten 1. Lebensjahr einen gesetzlichen Anspruch auf einen Kita-Platz (§ 24 SGB VIII). Die Wartezeit beginnt daher für alle Kinder gleich – ab dem Moment, wo der Rechtsanspruch entsteht. Das ist objektiv, gerecht und unabhängig vom Anmeldedatum.

    Warum der Deckel bei 100 Punkten? Der Deckel verhindert eine Überlagerung mit den Alterspunkten.

    Punkteverteilung nach Wartezeit (Beispiele):

    Geboren

    Wartezeit Beginn

    Wartepunkte im September 2026

    Januar 2022

    Februar 2023

    100 Punkte (Deckel)

    März 2023

    April 2024

    87 Punkte (29 Monate)

    August 2025

    September 2026

    36 Punkte (12 Monate)

  7. Entfernung (0–50 Punkte)

    Formel: 50 × e^(−0,3 × km)

    Warum exponentieller Abfall:

    • Kurze Wege sind besser für Kinder (weniger Fahrtzeit) und Familien (Logistik).

    • Aber Familien mit größerer Entfernung sollen nicht ausgeschlossen werden.

    Entfernungsbeispiele:

    Entfernung

    Punkte

    Interpretation

    0 km

    +50

    Unmittelbare Nähe

    0,5 km

    +40

    Fußläufig

    1 km

    +30

    Mit Fahrrad gut erreichbar

    2 km

    +18

    Kurze Autofahrt

    3 km

    +12

    Moderate Entfernung

    5 km

    +5

    Weite Anfahrt

    Die Entfernung wird automatisch berechnet (Luftlinie zwischen Wohnadresse und Kita).

Die Gesamtformel

Summe =

Bleiber +

Härtefall +

Geschwister +

Beschäftigung +

Alter +

Wartezeit +

Entfernung

Implizite Schichten

Schicht
Punktebereich
Wer gehört dazu
Bleiber
>1.000
Kinder, die bereits in der Kita sind
Härtefälle
500–1.000
Kindeswohlgefährdung, medizinische Notfälle
Normal
0–499
Alle anderen Bewerbungen

Die Schichten entstehen automatisch durch die Punktelogik – keine manuelle Kategorisierung nötig.

Beispiel-Warteliste: 5 Familien im direkten Vergleich

Familie A

Kind: 5 Jahre alt (60 Monate)

Geschwisterkind in derselben Kita: Ja

Familienstand: Alleinerziehend

Beschäftigung: 1 x Vollzeit

Entfernung zur Kita: 0,5 km

Familie B

Kind: 4 Jahre alt (48 Monate)

Geschwisterkind in derselben Kita: Nein

Familienstand: Paarhaushalt

Beschäftigung: 1 x Vollzeit, 1 x Teilzeit

Entfernung zur Kita: 2 km

Familie C

Kind: 3 Jahre alt (36 Monate)

Geschwisterkind in derselben Kita: Nein

Familienstand: Paarhaushalt

Beschäftigung: 2 x Vollzeit

Entfernung zur Kita: 4 km

Familie D

Kind: 3 Jahre alt (36 Monate)

Geschwisterkind in derselben Kita: Nein

Familienstand: Paarhaushalt

Beschäftigung: 2 x arbeitslos

Entfernung zur Kita: 3 km

Familie E

Kind: 2 Jahre alt (24 Monate)

Geschwisterkind in derselben Kita: Nein

Familienstand: Paarhaushalt

Beschäftigung: 1 x Teilzeit, 1 x arbeitslos

Entfernung zur Kita: 1 km

Familie

Bleiber

Härtefall

Geschwister

Beschäftigung

Alter

Wartezeit

Entfernung

Gesamt

Position

A

0

0

0

50

139

100

40

429

1

B

0

0

0

30

89

100

18

237

2

C

0

0

0

40

50

72

8

170

3

D

0

0

0

0

50

72

12

134

4

E

0

0

0

20

22

36

30

108

5

Familie A hat mit 429 Punkten die höchste Priorität – und das ist richtig so: Als alleinerziehende Mutter mit Vollzeitjob hat sie keine Vertretung für die Kinderbetreuung. Ihr 5-jähriges Kind braucht dringend Schulvorbereitung und hat bereits ein Geschwisterkind in der Kita. Die Familie wartet seit 4 Jahren auf einen Platz. Alle Faktoren sprechen für höchste Priorität.

Familie B ist auf Position 2. Ein 4-jähriges Kind, das seit 3 Jahren wartet. Trotz moderater Beschäftigungssituation (nur ein Elternteil Vollzeit) sorgen das hohe Alter und die lange Wartezeit für starke Priorisierung. Das Kind braucht noch 2 Jahre Kita-Zeit bis zur Schule.

Familie C auf Platz 3 – beide Eltern arbeiten Vollzeit, was klaren Betreuungsbedarf bedeutet. Das 3-jährige Kind wartet seit 2 Jahren. Allerdings: Die größere Entfernung (4 km) und das jüngere Alter reduzieren die Dringlichkeit im Vergleich zu den älteren Kindern.

D vor E – ein interessanter Fall: Familie D hat zwar keine Erwerbstätigkeit (0 Beschäftigungspunkte), aber ihr 3-jähriges Kind ist ein Jahr älter als das Kind von Familie E und wartet doppelt so lange (24 vs. 12 Monate). Das System zeigt hier: Kindeswohl und Wartezeit wiegen schwerer als reine Erwerbstätigkeit. Ein 3-jähriges Kind, das seit 2 Jahren auf einen Platz wartet, hat objektiv mehr Bedarf als ein 2-jähriges, das erst seit einem Jahr wartet – unabhängig vom Job der Eltern.

Der Wartezeit-Deckel greift bei A und B (ab 34 Monaten = 100 Punkte). Ohne Deckel hätte A 144 Punkte allein aus Wartezeit – das würde das System verzerren. Der Deckel stellt sicher, dass nicht nur "Wartezeit-Sammler" gewinnen, sondern eine Balance aus allen Faktoren entscheidet.

Warum ist das System fair?

Für Kinder

Für Familien

Für Kitas

Für Verwaltung

Häufige Fragen

Warum bekommen ältere Kinder mehr Punkte?

Ein 5,5-jähriges Kind hat nur noch 6 Monate bis zum Schulstart. Ohne Kita-Erfahrung fehlen ihm soziale Kompetenzen für die Schule. Ein 2-jähriges Kind hat noch 4 Jahre Zeit – der Druck ist objektiv geringer.

Lohnt es sich, mein Kind sehr früh anzumelden?

Nein. Das Anmeldedatum ist komplett irrelevant. Entscheidend ist nur:

Die Wartezeit beginnt für alle Kinder gleich: ab dem Monat nach dem 1. Geburtstag
Frühes Anmelden bringt keinen Vorteil – das System ist strategiesicher. Alle Kinder starten die Wartezeit-Zählung zum gleichen Zeitpunkt (gesetzlicher Rechtsanspruch ab 1 Jahr).

Was passiert, wenn mein Kind 72 Monate (6 Jahre) alt wird?

Dann ist es zu alt für eine Kita-Aufnahme. Der direkte Übergang zur Schule ist vorgesehen. Kinder brauchen mindestens 6–12 Monate Kindergartenzeit für eine sinnvolle Vorbereitung – danach ist der Zeitraum zu kurz.

Was, wenn mehrere Familien exakt gleich viele Punkte haben?

Bei Gleichstand entscheidet das Los (zufällige, aber nachvollziehbare Reihenfolge). Das ist transparent und verhindert Willkür.

Wissenschaftliche Fundierung

Unser System basiert auf aktueller Forschung aus:

Ein System das mathematisch präzise, pädagogisch durchdacht und sozial gerecht ist.

Statt Zufall oder reiner Reihenfolge entscheiden nachvollziehbare Faktoren über die Platzvergabe. Jedes Kind bekommt eine faire Chance – basierend auf seinen individuellen Umständen und Bedürfnissen.

Willkommen im 21. Jahrhundert der Kita-Platzvergabe.

Stand: Oktober 2025 – System wird kontinuierlich weiterentwickelt basierend auf neuen Forschungsergebnissen und praktischen Erfahrungen.