Familie A
Kind: 5 Jahre alt (60 Monate)
Geschwisterkind in derselben Kita: Ja
Familienstand: Alleinerziehend
Beschäftigung: 1 x Vollzeit
Entfernung zur Kita: 0,5 km
Ein faires Punktesystem für die Kitaplatzvergabe.
Dieses Punktesystem bildet die Grundlage der Wartelistenlogik auf kitaatlas.de
Transparent, fair und bedarfsgerecht
Warum brauchen wir ein neues System?
Die Priorisierung von Bewerbern ist sowohl für Familien als auch für die Verwaltung eine große Herausforderung.
Es brauchte einen neuen Ansatz, der Klarheit schafft, den Aufwand reduziert und zugleich transparent, nachvollziehbar und fair ist.
Das Ergebnis ist ein Prioritäts-Punktesystem, das mathematisch präzise, pädagogisch durchdacht, sozial gerecht und rechtssicher ist.
Statt Zufall oder reiner Reihenfolge entscheiden nachvollziehbare Kriterien über die Platzvergabe. So erhält jedes Kind eine faire Chance – basierend auf seinen individuellen Umständen und Bedürfnissen.
Die 7 Bewertungskriterien im Detail
Bleiber (+1.000 Punkte)
Was zählt:
Kind ist bereits in derselben Kita (z.B. Wechsel von Krippe zu Elementarbereich)
Warum so viele Punkte:
Bindungsschutz: Kinder, die bereits eine Beziehung zu ihrer Kita aufgebaut haben, dürfen niemals von externen Bewerbern verdrängt werden
Entwicklungspsychologisch fundiert: Ein Kita-Wechsel bedeutet Stress, Verlust von Bezugspersonen und Rückschritte in der Entwicklung
Bestandsschutz: Mit 1.000 Punkten liegen Bleiber immer über allen externen Bewerbungen
Für Eltern bedeutet das:
Wenn Ihr Kind bereits einen Krippenplatz hat, ist der Übergang in den Elementarbereich garantiert.
Härtefall (+500 Punkte)
Was zählt (objektive Kriterien):
Kindeswohlgefährdung (Gewaltschutz, Obdachlosigkeit)
Medizinische Notwendigkeit (ärztliches Attest erforderlich)
Drohende Kündigung wegen fehlender Kinderbetreuung
Warum 500 Punkte:
Echte Notfälle müssen absolute Priorität haben
Immer über allen normalen Bewerbungen, aber unter Bleibern
"Soziale Gerechtigkeit:" Das System muss die schwächsten Familien schützen
Transparenz:
Härtefälle werden durch objektive Nachweise geprüft (ärztliche Atteste, Bescheinigungen vom Jugendamt, Kündigungsandrohungen).
Geschwisterkind (+100 Punkte)
Was zählt:
Mindestens ein Geschwisterkind besucht bereits dieselbe Kita
Warum 100 Punkte:
Logistik für Familien: Eine Kita statt zwei spart Zeit und Stress
Geschwisterbindung: Kinder profitieren davon, sich auch in der Kita zu sehen
Faire Priorisierung: Mit 100 Punkten wird Familienbündelung stark gewichtet, ohne dass andere Faktoren bedeutungslos werden
Beispiel:
Eine Familie mit zwei Kindern muss nicht zu verschiedenen Kitas fahren – das spart täglich bis zu 1 Stunde Fahrzeit.
Beschäftigung (0–50 Punkte)
Grundprinzip: Der schwächere Elternteil zählt
Warum? Weil der Betreuungsbedarf durch denjenigen bestimmt wird, der weniger arbeitet. Wenn ein Elternteil Vollzeit arbeitet, der andere aber zuhause ist, ist der Betreuungsbedarf geringer als bei zwei Vollzeit-Arbeitenden.
Punktelogik nach Wochenstunden:
Beschäftigungsumfang
Punkte
Begründung
8–15 h/Woche
+10
Geringfügige Beschäftigung, moderater Bedarf
16–27 h/Woche
+20
Teilzeit, erhöhter Betreuungsbedarf
≥28 h/Woche
+30
Vollzeit, maximaler Bedarf
Ausbildung/Studium/Umschulung
+20
Gleichgestellt mit Teilzeit
Arbeitslos
+0
Kein arbeitsbedingter Betreuungsbedarf
Beide Eltern berufstätig: +10 Punkte zusätzlich
Alleinerziehend: +20 Punkte zusätzlich
Warum ist Alleinerziehend + Vollzeit (50 Punkte) mehr als Zwei Eltern Vollzeit (40 Punkte)?
Alleinerziehende haben keine Vertretung bei Krankheit, Notfällen oder Schließzeiten
Sie tragen Erwerbs- und Erziehungsarbeit allein
Psychische und finanzielle Belastung ist deutlich höher
Soziale Gerechtigkeit: Das System muss die vulnerabelsten Familienformen stärker unterstützen
Praktische Beispiele:
Familiensituation
Punkte
Erklärung
Alleinerziehend, Vollzeit
+50
30 + 20 Bonus (alleinerziehend)
Beide Elternteile Vollzeit
+40
30 + 10 Bonus (beide berufstätig)
Alleinerziehend, Studium
+40
20 + 20 Bonus (alleinerziehend)
Ein Elterteil Vollzeit, einer Teilzeit
+30
Schwächerer zählt: 20 + 10 Bonus (beide berufstätig)
Beide Elternteile Teilzeit
+30
Teilzeit 20 + 10 Bonus (beide berufstätig)
Ein Elternteil Vollzeit, einer Arbeitslos
+0
0 Punkte (kein Bonus, da ein Elternteil zuhause)
Wichtig: Selbstständige und Freiberufler geben ihre durchschnittliche Wochenarbeitszeit an (Nachweis durch Steuerbescheide).
Alter des Kindes (0–200 Punkte)
Formel: 200 × (Alter in Monaten / 72)²
Warum ältere Kinder Vorrang haben:
Ein 5,5-jähriges Kind hat nur noch 6 Monate bis zum Schulstart. Ein 2-jähriges Kind hat noch 4 Jahre Zeit. Die Dringlichkeit steigt kontinuierlich mit dem Alter.
Punkteverteilung nach Alter (Beispielergebnisse der Formel):
Alter (in Jahren)
Alter (in Monaten)
Punkte
1
12
6
2
24
22
3
36
50
4
48
89
5
60
139
5,5
66
168
5,9
71
195
6
72
200 (Limit)
Die quadratische Formel sorgt für einen kontinuierlichen, natürlichen Anstieg der Priorität. Bereits ab 4 Jahren bekommen Kinder deutlich mehr Punkte (89), nicht erst kurz vor dem 6. Geburtstag. Das entspricht der entwicklungspsychologischen Realität: Je näher die Einschulung rückt, desto wichtiger wird die Kita-Zeit für die Schulvorbereitung.
Entwicklungspsychologisch belegt:
Kinder brauchen mindestens 6–12 Monate Kindergartenzeit für eine sinnvolle Schulvorbereitung
Soziale Kompetenzen, Gruppenfähigkeit und Selbstständigkeit entwickeln sich in dieser Zeit
Nach dem 6. Geburtstag (72 Monate) ist keine Kita-Aufnahme mehr möglich
Wartezeit (0–100 Punkte)
Formel: min(100, 3 × Wartemonate)
Was zählt als Wartezeit:
Nicht das Anmeldedatum!
Gemessen wird ab dem Monat nach dem 1. Geburtstag des Kindes
Wartezeitende ist der Monat vor dem KItastart
Punkteverlauf:
Wartezeit (ab Monat nach 1. Geburtstag)
Berechnung
Punkte
6 Monate
6 x 3
18 Punkte
12 Monate
12 x 3
36 Punkte
18 Monate
18 x 3
54 Punkte
24 Monate
24 x 3
72 Punkte
30 Monate
30 x 3
90 Punkte
34+ Monate
Limit 100
100 Punkte
Warum ab dem Monat nach dem 1. Geburtstag? In Deutschland hat jedes Kind ab dem vollendeten 1. Lebensjahr einen gesetzlichen Anspruch auf einen Kita-Platz (§ 24 SGB VIII). Die Wartezeit beginnt daher für alle Kinder gleich – ab dem Moment, wo der Rechtsanspruch entsteht. Das ist objektiv, gerecht und unabhängig vom Anmeldedatum.
Warum der Deckel bei 100 Punkten? Der Deckel verhindert eine Überlagerung mit den Alterspunkten.
Punkteverteilung nach Wartezeit (Beispiele):
Geboren
Wartezeit Beginn
Wartepunkte im September 2026
Januar 2022
Februar 2023
100 Punkte (Deckel)
März 2023
April 2024
87 Punkte (29 Monate)
August 2025
September 2026
36 Punkte (12 Monate)
Entfernung (0–50 Punkte)
Formel: 50 × e^(−0,3 × km)
Warum exponentieller Abfall:
Kurze Wege sind besser für Kinder (weniger Fahrtzeit) und Familien (Logistik).
Aber Familien mit größerer Entfernung sollen nicht ausgeschlossen werden.
Entfernungsbeispiele:
Entfernung
Punkte
Interpretation
0 km
+50
Unmittelbare Nähe
0,5 km
+40
Fußläufig
1 km
+30
Mit Fahrrad gut erreichbar
2 km
+18
Kurze Autofahrt
3 km
+12
Moderate Entfernung
5 km
+5
Weite Anfahrt
Die Entfernung wird automatisch berechnet (Luftlinie zwischen Wohnadresse und Kita).
Summe =
Bleiber +
Härtefall +
Geschwister +
Beschäftigung +
Alter +
Wartezeit +
Entfernung
Die Schichten entstehen automatisch durch die Punktelogik – keine manuelle Kategorisierung nötig.
Beispiel-Warteliste: 5 Familien im direkten Vergleich
Familie A
Kind: 5 Jahre alt (60 Monate)
Geschwisterkind in derselben Kita: Ja
Familienstand: Alleinerziehend
Beschäftigung: 1 x Vollzeit
Entfernung zur Kita: 0,5 km
Familie B
Kind: 4 Jahre alt (48 Monate)
Geschwisterkind in derselben Kita: Nein
Familienstand: Paarhaushalt
Beschäftigung: 1 x Vollzeit, 1 x Teilzeit
Entfernung zur Kita: 2 km
Familie C
Kind: 3 Jahre alt (36 Monate)
Geschwisterkind in derselben Kita: Nein
Familienstand: Paarhaushalt
Beschäftigung: 2 x Vollzeit
Entfernung zur Kita: 4 km
Familie D
Kind: 3 Jahre alt (36 Monate)
Geschwisterkind in derselben Kita: Nein
Familienstand: Paarhaushalt
Beschäftigung: 2 x arbeitslos
Entfernung zur Kita: 3 km
Familie E
Kind: 2 Jahre alt (24 Monate)
Geschwisterkind in derselben Kita: Nein
Familienstand: Paarhaushalt
Beschäftigung: 1 x Teilzeit, 1 x arbeitslos
Entfernung zur Kita: 1 km
Familie
Bleiber
Härtefall
Geschwister
Beschäftigung
Alter
Wartezeit
Entfernung
Gesamt
Position
A
0
0
0
50
139
100
40
429
1
B
0
0
0
30
89
100
18
237
2
C
0
0
0
40
50
72
8
170
3
D
0
0
0
0
50
72
12
134
4
E
0
0
0
20
22
36
30
108
5
Familie A hat mit 429 Punkten die höchste Priorität – und das ist richtig so: Als alleinerziehende Mutter mit Vollzeitjob hat sie keine Vertretung für die Kinderbetreuung. Ihr 5-jähriges Kind braucht dringend Schulvorbereitung und hat bereits ein Geschwisterkind in der Kita. Die Familie wartet seit 4 Jahren auf einen Platz. Alle Faktoren sprechen für höchste Priorität.
Familie B ist auf Position 2. Ein 4-jähriges Kind, das seit 3 Jahren wartet. Trotz moderater Beschäftigungssituation (nur ein Elternteil Vollzeit) sorgen das hohe Alter und die lange Wartezeit für starke Priorisierung. Das Kind braucht noch 2 Jahre Kita-Zeit bis zur Schule.
Familie C auf Platz 3 – beide Eltern arbeiten Vollzeit, was klaren Betreuungsbedarf bedeutet. Das 3-jährige Kind wartet seit 2 Jahren. Allerdings: Die größere Entfernung (4 km) und das jüngere Alter reduzieren die Dringlichkeit im Vergleich zu den älteren Kindern.
D vor E – ein interessanter Fall: Familie D hat zwar keine Erwerbstätigkeit (0 Beschäftigungspunkte), aber ihr 3-jähriges Kind ist ein Jahr älter als das Kind von Familie E und wartet doppelt so lange (24 vs. 12 Monate). Das System zeigt hier: Kindeswohl und Wartezeit wiegen schwerer als reine Erwerbstätigkeit. Ein 3-jähriges Kind, das seit 2 Jahren auf einen Platz wartet, hat objektiv mehr Bedarf als ein 2-jähriges, das erst seit einem Jahr wartet – unabhängig vom Job der Eltern.
Der Wartezeit-Deckel greift bei A und B (ab 34 Monaten = 100 Punkte). Ohne Deckel hätte A 144 Punkte allein aus Wartezeit – das würde das System verzerren. Der Deckel stellt sicher, dass nicht nur "Wartezeit-Sammler" gewinnen, sondern eine Balance aus allen Faktoren entscheidet.
Für Kinder
Für Familien
Für Kitas
Für Verwaltung
Ein 5,5-jähriges Kind hat nur noch 6 Monate bis zum Schulstart. Ohne Kita-Erfahrung fehlen ihm soziale Kompetenzen für die Schule. Ein 2-jähriges Kind hat noch 4 Jahre Zeit – der Druck ist objektiv geringer.
Nein. Das Anmeldedatum ist komplett irrelevant. Entscheidend ist nur:
Dann ist es zu alt für eine Kita-Aufnahme. Der direkte Übergang zur Schule ist vorgesehen. Kinder brauchen mindestens 6–12 Monate Kindergartenzeit für eine sinnvolle Vorbereitung – danach ist der Zeitraum zu kurz.
Bei Gleichstand entscheidet das Los (zufällige, aber nachvollziehbare Reihenfolge). Das ist transparent und verhindert Willkür.
Statt Zufall oder reiner Reihenfolge entscheiden nachvollziehbare Faktoren über die Platzvergabe. Jedes Kind bekommt eine faire Chance – basierend auf seinen individuellen Umständen und Bedürfnissen.